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Karl Georg Neumann (1774-1850)

Karl Georg Neumann (geb. 13.3.1774 in Gera, gest. 17.11.1850 in Trier) war von 1818-1828 Leiter der "Irren-Deliranten-Krampf Abteilung" der Berliner Charite. Seine kritischen Aussagen zu den somatischen Behandlungsmethoden wurden häufig zitiert.

Von den Krankheiten des Gehirns des Menschen (1833) S. 172:

"Fast möchte ich sagen, man müsse selbst an Wahnsinn leiden, um glauben zu können, daß man den Wahnsinn durch Arzneien heile. Das  Kraut wächst gewiß nicht auf der Erde, das einem Menschen seine fixe Idee aus dem Kopf treibt. Eben so wenig kann man von den Bädern hoffen, sie mögen kalt oder warm oder wie man nur wolle angewendet werden. Es ist frevelhaft und grausam, die armen Kranken so unnütz zu quälen. Eben so töricht und vergeblich werden künstliche Geschwüre, Einreibungen von Brechweinsteinsalben versucht. Der Wahnsinn ist allein durch psychische Behandlung heilbar und jede körperliche gänzlich verwerflich."

Kostenloser Volltext bei Google Books  hier (22.10.2006)

Von den Krankheiten des Menschen (5-teiliges Werk 1829-1844)

Teil 4 (1834) Specielle Pathologie und Therapie der Krankheiten der Sensibilität des Menschen S. 547:

"Es ist an der Zeit, daß man aufhöre, das Kräutlein oder das Salz oder das Metall zu suchen, das in homöopathischen oder allopathischen Dosen Manie, Blödsinn, Wahnsinn, Wut oder Leidenschaft kuriert. Es wird nicht eher gefunden werden, als wenn man Pillen erfindet, die aus einem unartigen Kind ein wohlerzogenes, aus einem unwissenden Menschen einen geschickten Künstler, aus einem rohen Gesellen einen feinen Kavalier machen. Gewöhnung, Übung, Anstrengung ändern des Menschen Tätigkeit, nicht Arzneien."

Bibliografie:

Über den Werth des Blutlassens, Leipzig 1811

Von den Krankheiten des Menschen - Allgemeiner Theil oder Allgemeine Pathologie, Berlin 1829

Von den Krankheiten des Menschen - Specielle Pathologie und Therapie der Krankheiten der Sensibilität des Menschen, Berlin 1834

Von den Krankheiten des Menschen - Specieller Theil oder Specielle Pathologie und Therapie - Erster Band Fieberhafte Krankheiten - Zweite verbesserte Auflage, Berlin 1836

Von den Krankheiten des Menschen - Specielle Pathologie und Therapie der chronischen Krankheiten des Menschen - Zweite Abtheilung - Zweite verbesserte Auflage, Berlin 1837

Von den Krankheiten des Menschen - Specieller Theil oder Specielle Pathologie und Therapie - Zweiter Band - Chronische Krankheiten - Zweite verbesserte Auflage, Berlin 1837

Von den Krankheiten des Menschen - Specielle Pathologie und Therapie der fieberhaften Krankheiten des Menschen - Zweite Abtheilung - Zweite verbesserte Auflage, Berlin 1837

Der allgemeine Hausarzt oder Belehrung für Jedermann wie er seine Gesundheit erhalten und in Krankheiten und Unfällen sich benehmen sollte, Aachen 1837

Von den Krankheiten des Menschen - Specieller Theil oder Specielle Pathologie und Therapie - Vierter Band - Krankheiten der sensiblen Sphäre - Zweite verbesserte Auflage, Berlin 1838

Von den Krankheiten des Menschen - Specieller Theil oder Specielle Pathologie und Therapie - Dritter Band - Topische Krankheiten der Vegetationssphäre - Zweite verbesserte Auflage Berlin 1838

Bemerkungen über die gebräuchlichsten Arzneimittel, Berlin 1840

Pathologische Untersuchungen als Regulative des Heilverfahrens, Berlin 1841

Von den Krankheiten des Menschen - Fortschritte und Erfahrungen der neuesten Zeit im Gebiete der Heilkunst - Fünfter oder Supplement-Band - Für die Besitzer der ersten und zweiten Auflage - Nebst vollständigem Sachregister über das ganze Werk, Berlin 1844

Einleitung in das Studium der Arzneiwissenschaft, Erlangen 1850

Karl Bonhoeffer schreibt 1940 über Neumann:

"Horns Nachfolger in der Irrenabteilung der Charite und als klinischer Lehrer war Med.- Rat Karl Georg Neumann, der bis dahin in Stettin als Regierungsmedizinalrat tätig war und Oktober 1818 seinen Dienst antrat. Bemerkenswert ist die Aktennotiz, dass er im Frühjahr 1819 von seiner psychisch kranken Ehefrau mit Messerstichen überfallen und an Hals, Brust und Kopf schwer verletzt wurde. Über Neumanns psychiatrische Tätigkeit ist nicht viel bekannt. Damerow berichtet, dass er bei ihm gehört und dass ihm sein Unterricht viel genützt habe."

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