ePsy.de

Alival

Wirkstoff: Nomifensin
weitere Handelsnamen: Merital (USA), Psyton (Kombination mit dem Benzodiazepin Clobazam)
Einsatzgebiete: Depressionen
Anmerkungen: Alival wurde 1976 von der Firma Hoechst auf den Markt gebracht. (Werbeslogan: Alival führt aus psychischem Tief zu aktivem Leben). Sehr beliebtes Antidepressivum in den 80er Jahren. Wurde wegen Nebenwirkungen (immunologisch bedingte Überreaktionen wie hohes Fieber, Leberfunktionsstörungen, Lungeninfiltrate etc.) 1986 vom Markt genommen.

Der besondere Wirkungsmechanismus von Alival ist wahrscheinlich die Hemmung der Wiederaufnahme von Dopamin im synaptischen Spalt im ZNS (ähnlich wie Ritalin). Dies könnte für die besonders gute Wirksamkeit bei gehemmten, antriebsarmen Depressionen sein. Die Kombination von Alival mit einem Beruhigungsmittel erinnert an das früher häufig verschriebene Mittel Dexamyl.

 

Bruno Müller-Oerlinghausen (Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft) schrieb 2003 über Alival (Nomifensin):

"Sehr intensiv hatte sich die AkdÄ unter Schelers Vorsitz mit den schweren Unerwünschten Arzneimittel-Wirkungen des Antidepressivums Alival® (Nomifensin) zu beschäftigen. Obwohl schwere UAWs bereits Ende der siebziger Jahre bekannt geworden waren, verzichtete die Firma Hoechst erst Anfang 1986 unter massivem Druck auch von Scheler und des Vorstandes der AkdÄ auf die Zulassung des Präparates und seiner fixen Kombination mit einem Benzodiazepin.. Schockierend war hierbei das Verhalten der Herstellerfirma, die nicht in der Lage war, sich aufgrund von eigenen Daten kritisch, selbstverantwortlich und auf wissenschaftlichem Niveau mit den von der Ärzteschaft beobachteten UAWs auseinanderzusetzen. Statt dessen vertrat das Management eine rein defensive Einstellung mit offensichtlich der einzigen Intention, das Präparat so lange wie möglich am Markt zu halten. Aber auch die Bundesoberbehörde wurde in diesem Zusammenhang kritisiert: Im weiteren Verlauf der Ereignisse wurde der Leiter des Arzneimittelinstitutes beim BGA im Anschluss an eine Fernsehsendung zum Ministerium bestellt, beurlaubt und später auf einen anderen Posten versetzt, und die Staatsanwaltschaft Frankfurt stellte Ermittlungen an. Fünf Jahre später verurteilte der US-Bundesstaat New Jersey die Firma Hoechst zur Zahlung von 380.000 DM wegen Unterdrückung von UAW-Meldungen. (Die Frage ist vielleicht erlaubt, ob heutzutage und angesichts der vordergründigen wirtschaftspolitischen Interessen der EU ein solcher Beschluss der europäischen Arzneimittelbehörde gegen einen Hersteller noch denkbar erscheint?) Der Vorgang führte seinerzeit zu erheblichen Verwerfungen zwischen AkdÄ und dem BGA." mehr

Die Kombination von

Psychopharmaka in der Praxis

ePsy
Webkatalog für Psychiatrie und Psychologie