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Ritalin

Wirkstoff: Methylphenidat
weitere Handelsnamen: Medikinet, Equasym, Concerta
Einsatzgebiete: hyperkinetisches Syndrom bei Kindern, therapieresistente Depressionen
Anmerkungen: Schon seit den 40er Jahren ist die paradoxe Wirkung (amphetamin-artige "Aufputschmittel" wirken beruhigend bei hyperaktiven Kindern) von Benzedrin bekannt. Anfang der 1960er Jahre kam das verwandte Methylphenidat auf den Markt.  Seit einigen Jahren ist es im Zusammenhang mit dem Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS) wieder verstärkt in der Diskussion. Der Antipsychiatrie bietet Ritalin viele Angriffspunkte, da die Behandlung von Kindern besondere Emotionen auslöst. Eine von vielen kritischen Ritalin Webseiten ist ritalindeath.com.

Obwohl die Psychostimulanzien in den 1950er Jahren als wirksame Anti-Depressiva galten, werden sie heute nur noch sehr selten bei Verstimmungszuständen eingesetzt. Bei therapieresisten Depressionen scheint jedoch ein Versuch sinnvoll. Prof. Woggon schreibt: "Bei lang anhaltenden bzw. chronischen Depressionen (über 2 Jahre) steht häufig nicht die depressive Verstimmung, sondern die Antriebsminderung im Mittelpunkt der Symptomatik. .. Hat die Anwendung aktivierender Antidepressiva auch in Hochdosierung unter Plasmaspiegelkontrollen keinen Erfolg, so ist die Kombination mit Psychostimulanzien in vielen Fällen sehr hilfreich.

Stimulanzien wirken gegen vermindertes Bewusstsein. Sie können Orientierungs- und Gedächtnisstörungen bessern, sofern diese Folgen einer verminderten Vigilanz sind. Sie wirken gegen Konzentrationsstörungen, Störungen von Auffassung und intellektuellen Funktionen, Denkverarmung, Energiemangel, Müdigkeit, Ermüdbarkeit, Verlangsamung, vermehrten Schlaf, Zunahme von Appetit und Gewicht und können die Libido verbessern."

Brigitte Woggon: Augmentation mit Psychostimulantien. In M. Bauer: Akute und therapieresistente Depressionen (2005) Seite 313-319

Eine retrospektive Untersuchung von 65 depressiven Patienten die an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich Amphetamin oder Ritalin erhalten hatten ergab, daß 38 davon deutliche Besserungen zeigten. Besonders Energie, Stimmung und Antrieb wurden positiv beeinflusst.

Gabrielle Stotz, Brigitte Woggon, Jules Angst (1999) Psychostimulants in the therapy of treatment-resistant depression. Dialogues in clinical Neuroscience S. 165-174 Artikel online hier (pdf)

In einer der ersten Plazebo-kontrollierten Studien in der Psychiatriegeschichte fanden die Forscher, daß Amphetamin bei Depressionen hilft (jedoch nicht bei schizophrenen Patienten).

LM Dub, Louis Lurie (1939): Use of benzedrine in the depressed phase of the psychotic state. Ohio State Medical Journal 35, Seite 39-45.

Mehr über Dopamin und Depression hier

 

Verordnungen von Ritalin 2001 / Verordnungsrang 138 / Verordnungen 0,87 Mio. / -10% / Umsatz 21 Mio. Euro

Wikipedia Artikel über Ritalin deutsch englisch

Artikel in psycho 26 (2000) Therapie der ADS im Erwachsenenalter  hier (pdf)

Synthese von Methylphenidat: Artikel von L. Panizzon in Helvetica chimica acta 27 (1944) S. 1748-1756

Erste Beschreibung der Wirkung: R. Meier/F. Gross/J. Tripod - Ritalin, a new synthetic compound with specific central stimulant action. Klinische Wochenschrift (32) 1954  S. 445-450

Weitere Psychostimulantien:

Dexamyl

Amphetamine

Benzedrin

Dexedrine

Methamphetamin (Pervitin in Deutschland, "Shabu" in Japan)

Adderall

Psychopharmaka in der Praxis

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